Hier einmal ein Beitrag in eigener Sache… der mir aber sehr am Herzen liegt – und der auch gerne als Warnung zu verstehen ist.
Worum geht es mir?
Es begab sich, dass ich nach einer recht stressigen Woche im Beruf auf einmal „kuriose“ Probleme mit dem linken Auge bekam. Erst waren es nur Lichtblitze und das Gefühl, dass das Auge sehr juckt. Dann konnte ich von der linken Pupille aus gesehen in Richtung Nasenspitze nicht mehr alles so genau sehen – es wurde alles so merkwürdig dunkel…
Eigendiagnose?!
Die Lichtblitze erklärte ich mir durch Kreislaufprobleme (man(n) ist ja wetterfühlig) und/oder zu wenig Nahrungsmittel- bzw. Getränkeaufnahme.
Das Jucken des Auges schob ich auf unsere Shiba-Inu Hündin die ab und zu schonmal gerne etwas mehr haart.
Der immer dunkler werdende Teil meiner optischen Erfassung wurde von mir als „Stressquittung“ abgetan.
Richtig diagnostiziert?
Pustekuchen! Nach 4 Tagen der unterschiedlichsten Beschwerden konnte ich auf einmal in Richtung Nase nichts mehr sehen – da kamen mir Zweifel an meiner Selbstdiagnose auf (am Rande erwähnt: die „bessere Hälfte“ hatte bereits an Tag 1 der Beschwerden darauf hingewiesen, dass man mal besser damit zum Arzt gehen sollte zwecks Check)
Also? Was getan?
Ich rief bei meiner Augenärztin an und bat um einen Termin. Am Besten nach Feierabend (man möchte ja fleissig arbeiten und keine Arbeitszeit für scheinbar „unnötige“ Arztbesuche opfern). Nach Schilderung meiner Symptome wurde ich allerdings seitens der Arzthelferin per sofort zum Besuch „genötigt“… um 14 Uhr sollte die Praxis wieder aufmachen und ich doch bitte sofort da sein.
Und? Ergebnis?
Nach diversen Tests benötigte meine Augenärztin nur knappe 2 Sekunden um beim Blick auf meinen Augenhintergrund zu sagen „Notfallüberweisung – Sie müssen sofort in die Augenklinik und noch heute operiert werden!“.
Diagnose…
Netzhautablösung… und zwar etwas mehr wie nur ein „wenig“. Die Makula (der schärfste Punkt des Sehens) war bereits angegriffen (man spricht von „angeschwemmt“) und wenn sich dieser Punkt löst, dann ist man auf ewig blind auf diesem Auge. Dies wäre ein irreparabler Schaden gewesen.
Nächste Schritte
Etwas schockiert bedingt durch die Diagnose rief ich meine Freundin an und informierte sie über die Diagnose und die Dringlichkeit der anstehenden Fahrt in die Augenklinik nach Dortmund. Sie machte umgehend Feierabend (wofür ich ihr auch heute noch zutiefst dankbar bin) und fuhr mit mir nach Dortmund.
Klinikum Dortmund
In kann die ganzen negativen Kritiken über das Klinikum in der Beurhausstr. 40 in Dortmund bei Google nicht verstehen. Ich wurde dort sehr freundlich aufgenommen und kompetent betreut. Nach diversen Tests wurde ich erstmal stationär aufgenommen und die Operation auf den nächsten Tag geschoben.
Die Operation
Nachdem man am Morgen von 3 (!!!) Ärzten untersucht wurde, hat man mich am frühen Nachmittag „schlafen“ gelegt und wenige Stunden später wachte ich wieder auf – mit einem wunderschön zugeklebten Auge. Schmerzen hielten sich in Grenzen.
Was wurde gemacht?
Der Riss bzw. das Loch in meiner Netzhaut wurde „vereist“ und die abgelöste Netzhaut wieder an die Augenrückwand angelegt. Dann wurde eine 5mm dicke sog. „Silikonplombe“ auf mein Auge aufgenäht (unter die Bindehaut) um die Netzhaut einzudellen und somit einer erneuten Ablösung entgegenzuwirken.
Nach der OP passierte dann was?
Nach 2 Nächten in der Klinik durfte ich wieder nach Hause. Während des Aufenthalts (und auch danach) wurde man alle 4 Stunden getropft und zur Nacht gab es immer Salbe ins Auge… macht nicht wirklich viel Spaß… aber mußte sein. Am Tag der Entlassung fing mein operiertes Auge an zu bluten… was normal ist nach solch einem großen Eingriff. Ich sah noch für 2 Monate aus wie ein Zombie.
Nachwirkungen
Nach der OP (die am 18.08.2020 durchgeführt wurde) habe ich noch bis Ende Januar 2021 Probleme mit Doppelbildern gehabt. Kontaktlinsen tragen war nicht mehr möglich und meine Sehstärke hatte sich verändert (somit war eine neue Brille fällig).
Und jetzt?
Am 01.02.2021 wurde ich erneut operiert und die Silikonplombe kam wieder raus (die eigentlich bis ans Ende des Lebens im Auge hätte bleiben sollen) damit das Doppelsehen endlich aufhört. Diese Entfernung trifft nur 2 von 100 Patienten nach der OP… also hätte ich besser mal Lotto gespielt. Aber „gewonnen“ habe ich so oder so: das Doppelsehen ist bis auf ganz wenige Momente mittlerweile komplett weg. Autofahren wieder möglich! Eine ganz neue Lebensqualität hat sich (gefühlt) ergeben… man ist endlich wieder mobil!
Ursache???
Tja… man spricht davon, dass bei Brillenträgern die Kurzsichtig sind und deren Sehstärke „schlechter“ ist wie minus 3 Dioptrien, dass sich dort der Glaskörper im Auge degenerativ verändern kann und sich verkleinert. Dabei zieht dann der Glaskörper praktisch die Netzhaut selber ab bzw. entstehen dadurch Risse oder Löcher in der Netzhaut. Über die Zeit sammelt sich dann Flüssigkeit hinter dem Riss/Loch und dann schält sich die Netzhaut wie eine Tapete von der Wand ab.
Was hätte man tun können?
Wäre ich am ersten Tag – als ich die Lichtblitze bemerkt hat – direkt zum Augenarzt gegangen, hätte man die Netzhaut wahrscheinlich recht einfach lasern können… hätte mir die OPs erspart.
Warum schreibe ich das Alles hier?
Einfach um jedem klar und deutlich zu sagen: achtet auf eure Gesundheit! Man hat leider nur 2 Augen und wenn man eins verliert… hat man ein riesiges Problem! Allein meine Einschränkungen und die Heilungszeit wären nicht nötig gewesen, wenn ich früher zum Arzt gegangen wäre. Passt auf euch und auf eure Gesundheit auf! Achtet explizit bei den Augen auf Lichtblitze und sog. „Rußregen“ in den Augen (schwarze Partikel die wie ein Regen im Auge herumschwimmen). Lieber einmal zuviel zum Arzt, wie einmal zu wenig!